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Buchausschnitte

Walburgis von Heede

Priorin des Zisterzienserinnen-Klosters Gravenhorst bei Rheine.

Von Hermann Abels.

Der frühere Seitenaltar in der Kirche zu Heede an der Stelle, wo sich jetzt die Kanzel befindet, wies folgende Inschrift an der Predella auf:

„Anno 1644 hadt die Wollerwürdig Wolledle Junffer Walburgis von Heda, geborhne Tochter von Hause Heda, Priorin deß Klosters Gravenhorst, Diß Altar zu Gottes Ehren undt ihrer gottsahligen Voreltern Gedachtniß erfertigen lassen. 1644. Cum Privilegio.“

Wie aus dem rohen Bau des aus einfachen Brettern zusammengezimmerten schmucklosen Altars zu ersehen, handelte es sich nicht mehr um den ursprünglichen Altar, sondern um einen späteren, der anscheinend zu Ende des 18. Jahrhunderts hergestellt worden ist. Der ursprüngliche dürfte mit dem alten Barock-Hochaltar und der früheren gegenüber der jetzigen an der Südmauer befindlichen Kanzel etwa gleichen Alters gewesen sein. An diesem war sicher die obige Inschrift angebracht, welche auf dem neuen in offenbar getreuem Wortlaute wiederholt wurde. Nach der Form der Buchstaben ist sie gleichzeitig mit der jetzt im Turme auf einer Holztafel befindlichen über das Alter der Kapelle.

Walburgis von Heede war nach Professor Wenkers Meppen Aufzeichnungen aus dem Herzogl. Domanialarchiv in Meppen die jüngste Tochter des 1594 gestorbenen Melchior von Heede, Sohnes des 1555 mit Heede usw. belehnten Wermolt von Heede und seiner Gemahlin Margareta von Drolshagen. Aus der Ehe stammten Melchior, der sich 1613 um die Belehnung bewarb und 1617 belehnt wurde, und die Töchter Lucia, Margareta und eine dritte, die Wenker nicht mit Namen aufführt, von der er aber sagt, dass sie in das Kloster Gravenhorst eingetreten sei, und zwar nach 1603. Das war zu einer Zeit, als Melchiors Witwe die Vormundschaft über ihre noch minderjährigen Kinder führte und sich um die Belehnung für ihren Sohn Melchior bewarb, sie aber – jedenfalls wegen der damaligen verworrenen Zustände im Fürstbistum Münster – noch nicht erhalten hatte. Die Witwe musste die Aussteuer für Walburgis anleihen, da aber noch keine Belehnung erfolgt war, wurde von der Kanzlei die nachgesuchte Anleihe 1603 abgelehnt. Wann Walburgis in Gravenhorst eingetreten ist, geht aus der vorliegenden Nachricht nicht hervor, es steht aber fest, dass sie sich noch in jüngerem Alter befinden musste, da sie die jüngste von den vier Kindern gewesen zu sein scheint. Es sollte sich also um eine Versorgung handeln. Die Kosten der Aussteuer betrugen 300 Reichsthaler.

Bei diesem Vorgang ist noch ein Weiteres bemerkenswert. Das Zisterzienserinnen-Kloster Gravenhorst lag im Bereich des Fürstbistums Münster, dessen weltlicher Herrschaft es seit 1400 unterstand, während es geistlich dem Bischof von Osnabrück untergeben war. Seine Besitzungen lagen zum größten Teile im jetzigen Kreise Lingen. Es war katholisch, das Geschlecht von Heede damals aber protestantisch wie das gesamte Emsland. Das ist eine bekannte Tatsache und wird auch urkundlich bestätigt durch eine Bittschrift der Ritter, Burgmänner und Städte des Niederstifts an die münsterischen Räte vom 17. Februar 1614 in der diese betonen, dass bei ihnen die Augsburgische Konfession seit 50 bis 60 Jahren in freier Übung gewesen sei und bitten, dass diese auch fernerhin im „Emsländischen Quartier“ unverändert gelassen werden möge. Zu den Unterzeichnern der Eingabe gehört auch Melchior von Heede, der Bruder der obengenannten Walburgis. Es ist nun auffällig, dass die protestantische Adelsfamilie ihr Mitglied einem katholischen Kloster übergeben wollte. Vielleicht kann zur Erklärung der Umstand beitragen, dass der damalige Bischof von Osnabrück, Herzog Philipp Sigismund von Wolfenbüttel, selbst ausgesprochener Protestant war, aber als geistlicher Vorgesetzter die Aufnahme durchsetzte. Als jedoch Walburgis von Heede 1644 den Altar in der Heeder Kirche stiftete und sie inzwischen Priorin geworden war, hatte das Emsland wieder den katholischen Glauben angenommen, von dessen Bekenntnis auch die oben mitgeteilte Inschrift deutliches Zeugnis ablegt. Ihr Grabstein soll bei der Klosterkirche noch vorhanden sein.

Quelle: Mein Emsland Jahrgang 1928 Beilage zur Ems-Zeitung

Verlag: Buchdruckerei der Ems-Zeitung L. Rosell, Papenburg

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